Wir haben gestern wieder User Interface Design an der FH Joanneum unterrichtet. In den Gesprächen mit den Studenten ist uns ein Gedanke gekommen, den wir nur in einer Gruppe besprochen haben, der aber für jeden interessant sein könnte: Prototypen sind ein Werkzeug, keine Garantie.
Es gibt nicht die Methode, um einfache und benutzerfreundliche User Interfaces zu entwickeln. Selbst wenn jemand hunderte von Prototypen baut und diese ständig in Usability-Tests überprüft, ist das keine Garantie dafür, dass am Ende eine nützliche Software herauskommt.
Es gibt sogar Beispiele für Interface-Designer, die weder Benutzer-Interviews führen, noch Prototypen bauen und trotzdem weltklasse Produkte entwickeln. Mir fallen z.B. die Jungs von 37signals ein, die Web-Apps entwickeln, die sie selbst benutzen. Ihre Produkte zählen zu den besten der Branche und Gründer Jason Fried spricht in Vorträgen schon einmal davon, dass er Personas für völligen Schwachsinn hält.
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Viele „Experten“ propagieren bestimmte Vorgänge und Methoden um gute Interfaces zu entwickeln. Lustigerweise meistens dieselben Methoden, die sie selbst durchführen können. Das trifft übrigens nicht nur auf Interface-Designer zu, sondern auch auf Marketing- und Werbeagenturen oder auf andere Arten von kreativen Dienstleistern.
Die Wahrheit ist, dass keine dieser Methoden eine Erfolgsgarantie ist. Marketing-Agenturen können Kreativitäts-Workshops machen, wie sie lustig sind und Usability-Experten können hunderte Seiten lange Dokumente mit Ergebnissen aus Usability-Tests verfassen und trotzdem nichts weiter tun, als Zeit zu verschwenden und Geld zu vernichten.
Es bleibt dabei, Methoden sind nichts anderes als Werkzeuge. Stellt euch vor, ihr wollt einen Dachstuhl aufstellen – natürlich könnt ihr jeden einzelnen Nagel mit einem Stein versenken, mit dem richtigen Hammer (der richtigen Methode) könnt ihr aber wesentlich schneller und besser arbeiten. Selbst das beste Werkzeug der Welt bringt aber nichts, wenn der, der damit arbeitet, sein Handwerk nicht versteht.
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