Es erfordert Kreativität, die Arbeit eines User Interface Designers zu erklären. Nicht jeder weiß, was Kontext-Interviews sind und wozu man Szenarios braucht, um ein User Interface gestalten zu können. Manche hören überhaupt das Wort User Interface zum ersten Mal.
Damit jeder versteht, was ein User Interface Designer macht, kann man seine Arbeit mit der Arbeit eines Filmemachers vergleichen. Angefangen bei der Recherche über das Schreiben eines Drehbuchs bis hin zur eigentlichen Verfilmung.
1. Am Anfang steht die Recherche
Ihr Thema wird Sie finden, falls es die Gelegenheit bekommt. So einfach ist das. Vertrauen Sie sich selbst. Suchen Sie einfach nach Handlung und Figuren. Syd Field in Das Drehbuch
Bevor ein Autor mit dem Schreiben beginnt, spricht er mit den Menschen, über die er schreiben will. In diesen Gesprächen findet er heraus, was die Menschen machen und wie sie leben. Er erfährt etwas darüber, wie sie denken und welche Wünsche und Ziele sie haben. Die perfekte Voraussetzung für eine nachvollziehbare Story mit glaubhaften Charakteren.
Dasselbe gilt für Designer. Bevor wir mit unserer Arbeit beginnen können, sprechen wir mit den Menschen, die unsere Software später verwenden werden. Wir erfahren in diesen Gesprächen etwas darüber, wie die Menschen denken, und welche Wünsche und Ziele sie haben. Diese Informationen sind nicht nur die perfekte Voraussetzung für einen guten Film, sondern auch für nützliche Software.
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2. Grundlage eines guten Films ist ein gutes Drehbuch
Ein Drehbuch ist das Medium der Bilder, eine in Bildern, Dialogen und Beschreibungen erzählte Geschichte, die im Kontext der dramatischen Struktur verankert ist. Syd Field in Das Drehbuch
In Drehbüchern wird die Geschichte erzählt, die verfilmt werden soll. Sie muss so dargestellt werden, dass Regisseur und Kameramann später wissen, wie sie die einzelnen Szenen in Bildern erzählen können. Bei guten Drehbüchern entsteht bereits ein Bild im Kopf des Lesers, das zeigt, wie der fertige Film aussehen kann.
Szenarios sind genau dasselbe. Wir schreiben Szenarios, um uns ein Bild des fertigen Designs zu machen. Alles was wir über die Menschen wissen, mit denen wir die Interviews geführt haben, fließt in diese Szenarios ein. Wir erzählen wie diese Menschen mit einer perfekten Lösung arbeiten würden. Mit dem Bild im Kopf, das beim Lesen der Szenarios entsteht, können wir mit dem Design beginnen.
3. Filme sind für das Publikum
Das wichtigste beim Film ist, dass das Publikum nicht einschläft. Alfred Hitchcock
Ob ein Film gut oder schlecht ist, entscheidet das Publikum. Ganz egal, wie toll die Kameraeinstellungen sind, und wie ausgeklügelt die Erzählstruktur ist, wenn der Film beim Publikum nicht ankommt, ist er kein guter Film. Da hilft es dann auch nichts, wenn jedes Jahr neue Fachpreise erfunden werden. Gute Filme müssen keiner Jury gefallen – sie sind für das Publikum.
Ob ein Interface gut ist oder nicht, entscheiden die Benutzer. Wenn für den Film gilt, dass das Publikum nicht einschlafen darf, gilt für das Interface, dass die Leute, die es verwenden, nicht darüber nachdenken müssen. Es geht nicht darum, besonders clevere Lösungen zu entwickeln, um damit einen Design-Award zu gewinnen. Es geht darum echte Probleme von echten Menschen zu lösen.
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Pingback Perfekte Präsentationen erzählen Geschichten | Simplease Blog — 16. Dezember 2011
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