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Design mit Charakter

von Stefan Rössler am 27. November 2013

Designer sind oberflächlich, wahr oder falsch?

Schwierig, schließlich ist es der Job des Designers, Oberflächen zu gestalten. Ich spreche nicht nur von Benutzeroberflächen, sondern ganz allgemein davon, etwas – völlig egal was – in eine bestimmte Form zu bringen. Genau das ist Design. Und die dabei entstandene Form könnte man als Oberfläche bezeichnen.

Egal, ich will mich ohnehin nicht mit Haarspaltereien aufhalten. Meine Antwort ist ganz klar: Gutes Design ist Design mit Charakter. Daraus folgt, ein guter Designer kann nicht oberflächlich sein. Zumindest nicht, wenn er oder sie wirklich gut ist.

Der Teil des Eisbergs, welcher aus dem Wasser ragt, ist das, was ich im Zusammenhang mit Design als die Oberfläche bezeichne. Ganz allgemein könnte man es als die Persönlichkeit des Designs bezeichnen. Im Gegensatz dazu steht der Charakter des Designs – alles, was sich unter der Oberfläche befindet.

Und was genau ist der Unterschied zwischen Persönlichkeit und Charakter? Deine Persönlichkeit ist die Art und Weise, wie andere Menschen dich wahrnehmen. Dein Charakter ist das, was du wirklich bist. Dasselbe gilt für Design.

Die Persönlichkeit eines iPhones ergibt sich zum Beispiel aus seinen runden Ecken, den bunten Icons oder den hochwertigen Materialien, aus denen es gebaut wurde. Der Charakter des iPhones – oder jedes anderen „Designs“ – ist auf den ersten Blick jedoch nicht sichtbar. Und trotzdem ist genau dieses „Unsichtbare“ das, was ein Design wirklich ausmacht.

„Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“ Antoine de Saint-Exupéry

Die Persönlichkeit eines Designs (oder eines Menschen) ist auf Anhieb zu erkennen. Das ist auch der Grund warum wir so viel Energie dafür verwenden, oberflächlich einen guten Eindruck zu hinterlassen – egal ob als Designer oder einfach nur als Mensch.

Das Bild, welches andere von uns und unserer Arbeit haben, wird immer wichtiger, bis wir plötzlich feststellen, dass außer einer Eisscholle, welche auf dem offenen Meer treibt, nichts geblieben ist. Nichts, das in die Tiefe reicht und tatsächlich von Bedeutung ist. Anstatt tief in uns selbst verwurzelt zu sein, bewegen wir uns nur noch auf der Oberfläche.

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Und ich behaupte nicht, dass diese Oberfläche völlig unbedeutend wäre – das ist sie nicht. Wir sollten uns nur nicht auf die Oberfläche alleine verlassen.

Als Menschen verhalten wir uns, als wären wir darauf angewiesen, was andere von uns denken. Als Menschen sind wir das vielleicht auch. Aber als Menschen können wir nicht in die Köpfe der anderen eindringen und ihnen ein Bild von uns selbst zeigen, wie wir gerne hätten, dass sie uns wahrnehmen. Gut, manche NLP-Experten können das vielleicht, aber es lohnt sich nicht, diese Fähigkeit selbst zu erlernen.

Was sich hingegen lohnt, ist dort anzufangen, wo wir wirklich etwas bewegen können. Tief in uns selbst, dort können wir ansetzen. Und wem es gelingt, mit sich selbst in Einklang zu leben, der braucht sich keine Gedanken mehr darüber zu machen, was andere von ihm halten. Nicht, weil es egal geworden ist, sondern weil es immer schon egal war und einem das plötzlich klar wird, wenn man beginnt, die Persönlichkeit eines Menschen (oder eines Designs) als Nebenprodukt seines Charakters zu erkennen.

Es spielt keine Rolle, welche Frisur du hast, welche Kleidung du trägst und welche Umgangsformen zu pflegst – wahre Schönheit kommt von innen und selbst das schönste Oberflächendesign kann nicht darüber hinwegtäuschen, wenn etwas innerlich leer und verwahrlost ist. Hingegen kann sogar vermeintlich Hässliches wunderschön sein, wenn es nur gelingt, seine wahre Natur zu erkennen.

Was genau hat das jetzt mit Design zu tun?

Ganz einfach, wenn wir als Designer an etwas arbeiten, dürfen wir uns nicht rund um die Uhr damit beschäftigen, welches (sichtbare) Ergebnis am Ende unserer Arbeit herauskommt. Von der Oberfläche besessen zu sein, führt zu innerer Leere.

Stattdessen können wir uns auf die wahre Natur einer Sache einlassen und auf diese Weise den grundlegenden Charakter selbst erforschen. Diese „Tiefenforschung“ bringt Erkenntnisse mit sich, die so weitreichend sind, dass sie die Kraft haben, wirklich etwas zu verbessern.

Im Vergleich dazu, führt jede Arbeit an der Oberfläche nur zu einem, nämlich einer Bearbeitung der Oberfläche. Das Grundlegende, das, was wirklich zählt, wird dabei völlig außen vor gelassen. Und das kann nicht gut sein – weder für uns selbst, noch für unser Design.

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