Jobsuche ist kein Zuckerschlecken. Voran geht entweder der Wunsch nach beruflicher Veränderung oder - schlimmer - der dringende Bedarf einer bezahlten Beschäftigung. Jeder von uns hat eine eigene Traumvorstellung des perfekten Jobs. Eine gut bezahlte, angesehene Tätigkeit mit hohen Aufstiegsmöglichkeiten und mindestens gleich hoher Anzahl an Urlaubstagen ist meist die vorherrschende Vorstellung eines solchen. Auf die Suche danach geht man heutzutage unter anderem in Online-Jobbörsen wie dem österreichischen Marktführer karriere.at.
Wir begleiten gerade mit unserem Design-Prozess das Software Competence Center in Hagenberg bei einem EU-weiten Forschungsprojekt. Aus unserer Analysephase ist unter anderem die folgende User-Story entstanden. Diese soll (leicht überspitzt) die Erfahrung eines Benutzers von karriere.at zusammenfassen.
Es grünt so grün…
Die Startseite macht auf mich einen durchwegs aufgeräumten Eindruck. Der in knalligem Grün hervorgehobene Bereich mit den Suchfeldern springt mich förmlich an und ist der erster Anlaufspunkt für meine Jobsuche. Beim Eintragen merke ich schnell, dass das Suchfeld auf mich reagiert und mir durch Autocompletion passende Begriffe zu meiner Eingabe liefert.
Ein kühler Empfang
Voller Freude, von der Suche richtig verstanden zu werden, betätige ich die Eingabetaste. Was ich erwarte ist eine umfangreiche Auflistung von passenden Jobs. Was ich bekomme ist etwas anderes.
Ein knallgrünes modales Fenster drängt sich in das Zentrum meiner Aufmerksamkeit. Nein, ich will jetzt keinen JobAlarm (was ist das überhaupt?) und auch keine AGBs bestätigen. Auf keinen Fall möchte ich bereits jetzt meine E-Mail-Adresse preisgeben. Ich konnte mir ja noch nicht mal ein Bild über die Qualität der Suchtreffer machen. Alles, was ich zu diesem Zeitpunkt möchte, sind die Suchergebnisse im Hintergrund.
Ich schließe das Fenster und mache mich an das Studium der Suchergebnisse.
Verhalten bei Listen: Sehr zufriedenstellend
Besonders schön gelöst ist die Auflistung der gefundenen Treffer. Hier wird bei Klick auf den Button ein Teil des verfügbaren Inhalts nachgeladen. Weitere Einträge werden automatisch geladen (vergleichbar mit dem Verhalten des eigenen Twitter-Streams), sobald das Seitenende durch Scrollen erreicht wird.
Dieses Verhalten ermöglicht mir ein sehr effizientes Durchstöbern meiner Suchergebnisse. Sind keine Einträge mehr vorhanden, habe ich die Möglichkeit, mich per Mail benachrichtigen zu lassen, sollten neue Jobs erscheinen. Genau an dieser Stelle benötige ich diese Funktion.
Bitte merken!
Schnell bemerke in der Liste gleich drei Jobs, die erstaunlich gut zu meinen Fähigkeiten passen. Ich stolpere über ein Stecknadel-Icon. „Merken“ verrät der Hilfetext. Genau das möchte ich. Ich setze meine drei auserwählten Jobs auf meine „Merkliste“, wie mir das Feedback dazu verrät.
Ein eingeblendetes Hinweisfenster warnt mich davor meinen Browser zu schließen - dann ist nämlich die Liste weg, weil ich „nicht eingelogged“ bin. Es vergehen 5 – 10 Minuten, in welchen ich noch weitere Jobs auf meine Merkliste setze, um sie nachher in Ruhe miteinander zu vergleichen – so mein Plan.
Nachdem ich schon einige Zeit und Arbeit investiert habe, beschließe ich mich nun doch auf der Seite zu registrieren. Teils aus der Angst heraus, ich könnte den Browser schließen und so alle gemerkten Jobs verlieren. Teils deshalb, weil mich nun das Angebot an passenden Jobs überzeugt hat.
Mathematik-Kenntnisse von Vorteil
Ich fülle E-Mail-Adresse und Passwort aus. Das Passwort-Feld belügt mich daraufhin und teilt mir mit, mein Passwort sei zu einfach.
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Glücklicherweise finde ich eine Hilfestellung dazu. Aha - mindestens sechs Zeichen. Zwei aus den folgenden Zeichengruppen: Zahlen, Sonderzeichen, Groß- und Kleinbuchstaben. Ziemlich viel Denkarbeit notwendig für eine Tätigkeit, die mich nur von meinem Ziel abhält (einen Job zu finden) und Zeit kostet. Für die Stellenanzeigen in der Zeitung brauche ich keinen Ph.D. in Algebra, denke ich.
Nachdem ich grübelnd ein Passwort finde, welches alle Anforderungen erfüllt und natürlich die ABG lese, bevor ich zustimme, stehe ich sofort vor der nächsten Herausforderung. Ich soll jetzt meine E-Mail-Adresse bestätigen, eine Mail dazu sei bereits unterwegs. Interessanterweise verfolgt mich der Passworthinweis bis zu diesem Fenster und überlagert dabei das Feld des Freischalt-Codes.
Ich wechsle also vom Browser in mein E-Mail-Programm (mittlerweile habe ich bereits wieder vergessen, warum ich diesen ganzen Registrierungs-Zirkus eigentlich mit mir machen lasse) und warte auf die E-Mail. Die anfängliche Motivation beim Merklisten-Geklicke ist längst verflogen und spätestens beim 5ten Mal aktualisieren des E-Mail-Eingangs machen sich Zweifel über den Wert der letzten 15 Minuten breit. Dann ist er endlich da, der Bestätigungslink.
Herzlich Willkommen, du Versager!
Der Klick auf den Link führt mich auf meine eigene Profilseite bei karriere.at. Ich werde begrüßt von einem riesigem rotem Rufzeichen mit dem Hinweis, dass mein Profil inaktiv sei. Sofort keimt in mir die Ungewissheit. Habe ich bei der Registrierung etwas falsch gemacht? Bestärkt wird das mulmige Gefühl durch einen fetten, roten Text im Feld „Basisdaten“. „ACHTUNG“ ist dort zu lesen. Und wieder der Hinweis, das mein Profil nicht aktiv sei und mich Firmen noch nicht finden könnten.
Mir wird nach Lektüre des Textes klar, dass dem System einfach noch drei Felder fehlen, um mir Jobangebote zu machen und es mich deshalb darauf hinweist, diese auszufüllen. Ein herzlicher Empfang nach der Hürde der Registrierung sieht für mich jedoch anders aus.
Feedback is everything
Mir fällt auf, dass das Feedback auf der ganzen Seite gut gelöst ist. Ich werde durch animierte Wartekreisel davon informiert, dass die Seite meine Eingaben gerade verarbeitet. Registrierung und Anmeldung für die Benachrichtigung neuer Jobs passieren in modalen Fenstern, welche einen Seitenreload überflüssig machen, die Suche bietet mir via Autocompletion passende Vorschläge an. Ein Fortschrittsbalken lässt mich sehen, wieviel von meinem Profil ich noch vervollständigen muss.
Vor allem das Eintragen von Kompetenzen auf der Profilseite motiviert mich durch die Autovervollständigung enorm, meine Qualifikationen anzugeben. Durch die Vorschläge der Seite erinnere ich mich an verborgene Talente - ach ja, das hier kann ich ja auch, und das hab ich auch gelernt. Ich fühle mich kompetent und gebildet wie selten. Potentielle Chefs aufgepasst!
Die Autovervollständigung erinnert an verborgene Talente. Ich fühle mich kompetent wie selten.
Das Finale
Nachdem ich sämtliche geforderte Kompetenzen, Qualifikationen und andere Details eingetragen habe, fällt mir der eigentliche Grund für meine Registierung ein: meine gemerkten Jobs durch das Schließen des Browsers nicht zu verlieren. Ich mache mich also auf die Suche nach meiner „Merkliste“. Ich suche auf der ganzen Seite und in jedem Unterpunkt. Nichts zu finden. Erst nach einiger Zeit entdecke ich sie unter dem Menüpunkt „Jobsuche“ als „Gemerkte Jobs“. Ich habe die Seite nach dem Begriff „Merkliste“ gescannt und so höchstwahrscheinlich diesen Punkt übersehen.
Die anfängliche Euphorie über den Fund verschwindet sehr schnell. Meine Merkliste ist nämlich leer. Sämtliche Jobs, welche ich vor meiner Anmeldung zum Vergleich auf die Liste gesetzt habe, sind von der „Merkliste“ vergessen worden.
Ich sinniere kurz über Vergänglichkeit, bevor ich die Seite enttäuscht verlasse und nach der Zeitung krame. Stellenanzeigen lesen.
Nächster Artikel: Was ist am wichtigsten bei Usability-Tests?
simon — 21. August 2011
wo is eicha +1-button?
Markus — 22. August 2011
Gibts noch nicht. Wollten zuerst mal sinnvollen Inhalt generieren, bevor wir in die Details gehen…
LG Markus
Pingback Carrot on a stick: Usability Review von experteer.at | Simplease Blog — 10. Oktober 2011
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